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Kreisbote 8 Dez 2004
VON ANETTE NIEMEIR

Erlesene Werke
Gilchinger Galerist Manfred Keller zeigt Bilder von Otto Hellmeier in Raisting
Raisting/Gilching - Otto Hellmeier war einer der letzten wahren Vertreter der Münchner Schule. Mit seinem unverkennbaren Stil, inspiriert von den französischen Impressionisten, gelang es ihm, unsere bayerische Heimat fest- zuhalten und damit historische Zeitdokumente zu schaffen. Seine Bilder sprechen von einer heilen Welt, die sich manch einer im Stillen gerade in heutiger Zeit herbeisehnt. Die Ausstrahlung der Werke vereint die drei Musen Malerei, Musik und Lyrik perfekt und seine Werke in Öl scheinen auch vollendete Melodien von sich zu geben.
In der Ausstellung, die noch bis zum 19. Dezember in der Galerie im Kulturhaus der Otto-Hellmeier-Stiftung in Raisting zu sehen ist, werden vor allem seltene Erstlingswerke des 1908 geborenen Weilheimers gezeigt. Da ist eine stimmungsvolle Ansicht eines Frühlingstages bei Polling, dort eine liebevolle Darstellung des Wörthsees. Er überrascht mit naturalistischen Schneedecken in der Moorlandschaft um den Ammersee ebenso wie mit Wolkendecken über der blauen Himmelswand. Seine Stilleben wurden vor allem von den französischen Impressionisten wie Cezanne stark beeinflusst. Zu sehen sind außerdem kleinformatige Kunstwerke, die Ansichten von alten Bauernhöfen, Landschaften oder Blumenstilleben darstellen.Manfred Keller Gemäldehändler
Der bescheidene und sparsame Hellmeier startete zuerst mit einem Ingenieursstudium, als er bemerkte, dass er mehr von der Musik angezogen wurde Nach einem Studium am Münchner Konservatorium trat er als gefragter Instrumentalist an Klarinette und Klavier mit mehreren bekannten Orchestern sollistisch auf. Von der Malerei stark fasziniert, entschloss er sich, bei Carl Otto Müller und Wilhelm Funk Unterricht zu nehmen, denn das Image des Autodidakten behagte ihm ganz und gar nicht. Mit innovativer und kreativer Sicherheit begann er in seinem Schaffen beachtliche Fortschritte, zu machen, reiste nach Italien und in die Schweiz, um dort seine Studien zu betreiben und war langjähriges Mitglied in der Königlich Priviligierten Künstlergenossenschaft von 1868. Der zu Ruhm gelangte Maler führte zeitlebens eine glückliche Ehe mit seiner Frau Frieda und hinterließ ein
beachtliches Erbe, das es ermöglichte , die Otto-Hellmeier-Stiftung in Raisting zu gründen.
Während die ständige Ausstellung im Erdgeschoß des Kulturhauses unverkäufliche Werke Hellmeiers zeigt, sind im oberen Geschoß verkäufliche Werke des Weilheimer Malers und Bilder seiner zeitgenössischen Malerkollegen aus der so genannten Münchner Schule ausgestellt. So der bekannte Garmischer Maler Carl Reiser sowie Eugen Osswald, Herrmann Sattler, Willy Moralt, Ernst Haymann und andere. Alle Motive zeigen ein idyllisches Leben der „guten alten Zeit" oder stimmungsvoll gemalte Alpen- und andere bayerische Landschaften. So beeindrucken Sattlers „Pflügender Bauer oder sein „Galopprennen" mit ihren pastosen, breiten Pinselstrichen, während Otto von Rupperts „Malerisches Gebirgsdorf" in der Schweiz durch feinst ziselierte Darstellung ein bestechend genaues, perspektivisches Genrebild des bäuerlich-dörflichen Lebens wiedergibt.
Die Bilder stammen aus einer Zeit, in der Kunst noch etwas mit "Können " zu tun haben musste. Der Gilchinger Galerist und Kunsthändler Manfred Keller, der die Ausstellung mit ausgewogenem Sachverstand konzipiert hat, fühlt sich der „Mün- chner Schule" sehr stark verbunden und ist stolz, diese beträchtliche Sammlung der Gemälde zu präsentieren. Eine überaus erlebenswerte Ausstellung, die die winterlichen Sinne beflügelt. Weitere Informationen und Öffnungszeiten unter der Telefonnummer 08105/1746.